Als Gerald sich den Rahmen des Bettchens genauer ansah, bekam er den Schrecken seines Lebens. Er hatte die junge Frau ja nach dem Namen ihres Kindes gefragt und diese hatte kurz und knapp „Noah“ gesagt. Mehr nicht. Das hatte ihn ja gewundert. Normalerweise erzählen junge Mütter doch begeistert von ihren Kindern. Aber jetzt wusste er warum sie sich so verhalten hatte.
Auf dem Rahmen stand „RiP Noah, 2019-2020“. Im ersten Moment hatte er die komplett falschen Schlüsse gezogen. Die Frau war ja zu ihm auch unfreundlich gewesen. Er hatte einen Moment lang geglaubt, dass die junge Mutter selbst..diesen Gedanken wollte er aber gar nicht zu Ende denken und fuhr daher wütend zurück zu der Frau. Er wollte wissen, was das alles zu bedeuten hatte!
Jetzt war alles klar
Er war vor allem wütend darüber, dass er es nicht wusste. Ihm war schon klar, dass wohl kaum eine Frau selbst dafür sorgen würde, dass ein Kind nicht mehr lebt. Daher war er wütend auf sich selbst, weil er alles so falsch verstanden hatte. Er hatte das Bettchen gekauft mit dem sicheren Gefühl, dass es einem gesunden Baby gehört hatte. Dass so eine tragische Geschichte dahinter stand, wusste er ja nicht.
Auch dachte er darüber nach, wie er sich verhalten hatte. Er hatte die junge Frau mit Fragen gelöchert. Obwohl sie so abweisend gewesen war, konnte er nicht aufhören zu reden. Er fragte und fragte und die Frau musste sich elend gefühlt haben. Auch wollte er nicht, dass sie das Bett weggab. Er machte sich Gedanken..
Er musste es wieder gut machen
Jetzt, so im Nachhinein, verstand er natürlich alles. Die junge Frau war nicht unhöflich gewesen, sie hatte Schmerzen. In der Seele. Sie war eine verlassene Mutter, hatte kein Kind und stand alleine da, mit all diesen schmerzhaften Erinnerungen. Er fühlte sich furchtbar, dass er so schlecht von ihr gedacht hatte und alles falsch verstand. Er überlegte, was er tun könnte?
Als er die ganze Geschichte gehört hatte, fuhr er mit dem Bettchen wieder nach Hause. Er machte sich Gedanken darüber, wie er die Situation für die junge Frau besser machen könnte. Er wollte ihr etwas Gutes tun. Seine Frau fand die Idee natürlich super, auch sie hatte das Schicksal der jungen Frau sehr berührt. Gerald hatte ihr alles erzählt.
Lorane hatte vollstes Verständnis
Sie beide, also Gerald und Lorane haben selbst 15 Kinder und als Vielfach-Mama wusste Lorane natürlich genau, wie schlimm es sein musste, wenn auch nur eines verstorben wäre. Das konnte und wollte sie sich gar nicht vorstellen! Auch hatten sie selbst schon ein Enkelkind verloren und erinnerten sich noch gut daran, wie schmerzhaft das für die ganze Familie gewesen war.
Also überlegten sie gemeinsam, was sie für die arme traurige Valerie tun könnten. Sie wollten ihr irgendwie Trost spenden. Das Kinderbett war ihr so wichtig gewesen, dass hatte sie Gerald ja erzählt. Aber in dieser Form war es einfach nur eine schmerzhafte Erinnerung. Also musste er etwas anderes daraus machen..Gerald war ja Schreiner!